Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer
Geflüchtete Menschen erleben vor und während ihrer oft lebensgefährlichen Flucht extreme Belastungssituationen und machen vielmals traumatisierende Erfahrungen. Es wird geschätzt, dass 87% aller geflüchteten Menschen potenziell traumatisierende Ereignisse wie Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung erlebt haben. Sie werden von engen Familienangehörigen getrennt und leben oft über Monate oder gar Jahre in Unsicherheit über das eigene oder das Wohl der Familie. Und auch nach ihrer Ankunft in Deutschland sind sie oft vielfachem Stress ausgesetzt: in Massenunterkünften ohne ausreichende Privatsphäre, bedroht von gewalttätigen Übergriffen, ohne klare Aufenthaltsperspektive und mit unzureichender medizinischer Versorgung. In der Folge treten psychische Erkrankungen wie posttraumatische Belastungsstörungen, Angsterkrankungen und Depressionen bei Geflüchteten häufiger auf als in der sonstigen Bevölkerung. Ohne eine zeitnahe und bedarfsorientierte Versorgung steigt die Gefahr einer stetigen Verschlechterung der psychischen Gesundheit, was auch einer erfolgreichen Integration von Geflüchteten entgegenstehen kann.
Psychosoziale Zentren leisten hier mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur psychosozialen Unterstützung und Therapie von traumatisierten bzw. psychisch erkrankten Flüchtlingen, die durch die medizinische Regelversorgung nach wie vor nicht sichergestellt wird. Sie bieten spezialisierte, multiprofessionelle Leistungen an, um diesem Versorgungsdefizit entgegenzuwirken.Neben psychotherapeutischen Angeboten sind die sozialpädagogische Beratung und Begleitung ein wesentlicher Aspekt der Arbeit der Psychosozialen Zentren. In diesem Kontext finden etwa Clearinggespräche statt, um zu klären, welche Bedarfe es gibt, um die Lebenssituation der Klient/-innen zu stabilisieren. Dazu gehören neben der aufenthaltsrechtlichen Situation oftmals Fragen zur Unterbringung sowie der Familienzusammenführung. Multidisziplinäre Teams begleiten und beraten dabei oftmals zusammen mit speziell ausgebildeten Sprachmittler*innen von der Phase des Ankommens bis hin zur Traumabewältigung. Oftmals ist die Schaffung gesicherter Rahmenbedingung eine Grundvoraussetzung für eine erfolgversprechende Therapie. Netzwerkarbeit und Qualifizierungsangebote sind weitere wichtige Bestandteile der Arbeit der Psychosozialen Zentren, um die adäquate Versorgung geflüchteter Menschen in Regelangeboten sowie Einrichtungen der Flüchtlingssozialarbeit zu fördern und diese für die Bedarfe Hilfesuchender zu sensibilisieren.
Übergeordnetes Ziel der Arbeit des Paritätischen Gesamtverbandes und seiner Zentren in diesem Bereich ist die Verbesserung der psychosozialen Versorgung psychisch belasteter Flüchtlinge.
Psychosoziale Zentren beim Paritätischen
Im Paritätischen werden bundesweit 23 Psychosoziale Zentren, die Mitglied des Paritätischen Gesamtverbandes sind, mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt:
- Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm (BFU)
- das BOOT gGmbH
- Deutsche Jugend aus Russland e.V.
- Brücke Schleswig-Holstein gGmbH
- FATRA Frankfurt/M. – Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e.V. Zentrum für Psychotraumatologie
- Freundeskreis Asyl Karlsruhe e. V „Atman-Institut“
- IBIS-Interkulturelle Arbeitsstelle e.V.
- Innosozial gGmbH
- Lichtpunkt – Traumatherapie und Psychosoziales Zentrum
- Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
- Mosaik Leipzig – Kompetenzzentrum für transkulturelle Dialoge e.V.
- Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V.
- Pädagogisches Zentrum Aachen e.V.
- PSZ Bielefeld – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge - AK Asyl e.V.
- Refugio München - Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer e.V.
- Refugio Bremen e.V.
- Refugio Nürtingen - Trägerverein Freies Kinderhaus e.V.
- Refugio Münster – Psychosoziale Flüchtlingshilfe
- Schwulenberatung Berlin gemeinnützige GmbH
- Segemi Seelische Gesundheit Migration und Flucht e.V.
- SFZ Förderzentrum gGmbH
- XENION Berlin – Psychotherapeutische Beratungsstelle für politisch Verfolgte
- Zentrum für Psychotraumatologie e.V.