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Frau in einer Videokonferenz
"Bitte mal alle Teilnehmer*innen die Hand heben, die sich auf den Tag freuen!"

Partizipation und Beteiligung

Erstellt von Lilly Oesterreich

Fragerunde, Stillarbeit oder Notizen schreiben... Durch eine aktivierende Moderation und das geplante Bereitstellen von digitalen Werkzeugen können wir mit Leichtigkeit zahlreiche Beteiligungsmomente in Videokonferenzen schaffen und für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen.

Die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen wird von persönlichen Gesprächen, Blickkontakt und einer gemeinsamen Stimmung im Raum begleitet. Was hier selbstverständlich und ungeplant nebenbei abläuft und bereichernd wirkt, fällt bei Veranstaltungen im Online-Raum größtenteils weg. Doch keine Sorge! Es gibt genügend Möglichkeiten dafür einen Ausgleich zu schaffen. Durch eine aktivierende Moderation und das geplante Bereitstellen von digitalen Werkzeugen können wir mit Leichtigkeit zahlreiche Beteiligungsmomente in Videokonferenzen schaffen und für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen. 

 

Welche Wirkung hat Beteiligung?

Die Beteiligung unserer Teilnehmer*innen hat viele positive Wirkungen, die uns auch im virtuellen Raum zugute kommen. Für uns als Moderator*innen ist beim Einsatz entscheidend, welche Haltung sich hinter den angestrebten Beteiligungsmomenten verbirgt und was wir damit erreichen möchten. 

  • Im digitalen Raum bekomme ich nicht so einfach mit, wie sich meine Teilnehmer*innen fühlen. Wenn ich mich also frage, ob sie müde sind, muss ich sie direkt ansprechen. Wichtig ist dabei vorzugeben, wie die Anwesenden antworten sollen. Per analogem Handheben, per Reaktion “Daumen hoch” in Zoom oder auch schriftlich im Chat. 
  • Durch direktes Nachfragen erfahren wir mehr über das Innere unserer Teilnehmer*innen. Von ihren Wünschen und Gedanken sowie ihren Stimmungen und Bedürfnissen. Sie finden in diesem Moment statt, bringen etwas Persönliches ein und werden von allen Anwesenden wahrgenommen.
  • Die Beteiligung der Gruppenmitglieder kann einen vertrauensvollen, geschützten Raum schaffen, in dem sich alle einbringen möchten. Wer seinen Teilnehmer*innen mit Empathie und Wertschätzung begegnet, wird eine Atmosphäre kreieren, in der sich alle wohlfühlen und an den gemeinsamen Zielen mitwirken möchten.
  • Kollektive Momente schaffen ein Gefühl von Nähe und Gemeinschaft! Da jede*r an einem anderen Ort vor dem Computer sitzt, fehlt das physische Erlebnis, gemeinsam in einem Raum zu sein. Wir benötigen nur eine Frage, die wir an alle stellen oder entlocken unserer Gruppe ein Lachen. So kommen wir schnell von dem “Ich” und dem “Ihr” zu einem “Wir”! (z.B. Welche Gemeinsamkeiten haben eure Schreibtische? Wer hat heute schon mehr als 3 Tassen Kaffee getrunken?).

 

Beispielfragen für kleine Beteiligungsmomente

  • Wer hat heute etwas Schönes geträumt? (Bitte Video aktivieren und die Hand heben)
  • Wer mag Schokoladeneis? (Daumen hoch unter “Reaktionen” in Zoom)
  • Wie lange sollen wir Mittagspause machen? (Antwort in den Chat schreiben)
  • Wem dreht sich der Kopf? (Bitte aufstehen und sich einmal um sich selbst drehen)
  • Für wen haben sich die Erwartungen an diesen Workshop bis jetzt noch nicht erfüllt (Grünes Häkchen im Zoom-Teilnehmerbereich anklicken)
  • Wie zufrieden seid ihr bisher auf einer Skala von 1-10 (Zahl in den Chat schreiben)
  • ...

Wichtig ist, nach der Beteiligung genügend Zeit einzuplanen, um die Beiträge dann auch auszuwerten und zu besprechen. So entsteht keine Scheinbeteiligung!

 

Wie setze ich die Beteiligung im Online-Raum technisch um?

Beteiligung kann viele Ziele, Formen und Methoden haben. Möchte ich z.B. einzelne, spontane Statements oder einen intensiven Austausch in Kleingruppen und das gemeinsame Ergebnis in Textform? Oder möchte ich die Stimmung heben und für eine gute Atmosphäre sorgen? Grundlegend können für die methodische Vorbereitung diese Fragen hilfreich sein:

 

Kann die Beteiligung über Gestik erreicht werden?

Bei knappen Nachfragen und für die Aktivierung der Teilnehmer*innen reicht womöglich die Aufforderung zum Handheben oder Daumen hoch/ runter zeigen aus.

Kann ich die Beteiligung mit meinem Video-konferenz-Tool moderieren?

Welche technischen Funktionen bietet Zoom, Big Blue Button, Blizz oder jedes andere Video-Tool? Beteiligung kann z.B. mit Reaktionen (“Daumen hoch”), Bildschirmfreigabe, virtuellen Hintergrund wählen oder den Breakout-Sessions erreicht werden. Dafür muss ich alle Funktionen kennen.

Was soll das gesuchte Tool können?

Falls mein Videotool die gewünschte Funktion nicht bietet, schaue ich mich anderweitig um. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Einsatz zielführend ist und einen Mehrwert bietet. Plant genügend Zeit für eine gute Anleitung des Tools ein. So verhindert ihr die mögliche Überforderung der Teilnehmer*innen bei zeitgleicher inhaltlicher und technischer Anforderung. Da jedes Tool einen Fensterwechsel voraussetzt und eine Einführung benötigt, empfehlen wir die Zahl der Tools in einer Online-Veranstaltung zu begrenzen.

 

Tool-Tipps für Beteiligung

Hier stellen wir euch ein paar Helferlein und Anbieter vor, die sich zur Gestaltung von Beteiligung in Online-Veranstaltungen bewährt haben. Sie alle sollten im Vorfeld vorbereitet und erprobt werden, damit die Anwendung gut funktioniert.

  • Wer als Vorstellungsrunde die geographische Verteilung der Teilnehmenden auf einer Karte visualisieren möchte, findet bei Padlet eine entsprechende einfach bedienbare Funktion.
  • Im Chat, mit Padlet oder ähnlichen Whiteboards lassen sich Fragen sammeln. Bei Padlet können die Karten von allen bewertet sowie von den Tool-Administratoren umsortiert werden. Auch Umfragetools wie Mentimeter oder Slido erlauben es, nach Eingabe eines Codes Fragen zu sammeln. Die Tool-Administratoren können die Fragen moderieren, aufrufen und per Screensharing den Teilnehmenden vorführen. Diese Tools können alternativ auch Begriffe abfragen und daraus Wortwolken erstellen.
  • Für Abstimmungen ist ebenfalls Mentimeter sehr geeignet. Hier beantworten die Teilnehmer*innen vorgefertigte Fragen per Smartphone oder Laptop, die Tool-Administratoren zeigen die Ergebnisse in Echtzeit, indem sie ihren Bildschirm freigeben. Auch in manchen Videokonferenz-Programmen gibt es ein eigenes integriertes Umfrage-Tool. Natürlich können Abstimmungen auch eher klassisch umsetzt werden - z.B. mit Nuudel.
  • Spielen offizielle Wahlen eine Rolle als Form der Beteiligung, können Tools wie Polyas helfen. Wichtig: Da es sich hier um kostenpflichtige Software handelt, muss diese Form der Beteiligung lange im Voraus getestet, lizenziert und kommuniziert werden.
  • Man kann Thesen diskutieren sehr einfach mit spezialisierten Tools wie Scrumlr. Hier werden positive und negative Aspekte gesammelt und in einem zweiten Schritt bewertet, um dann gemeinsam besprochen zu werden. Bei Tricider können Ideen eingereicht, jeweils mit Argumenten versehen und final demokratisch abgestimmt werden.
  • Am leichtesten geht gemeinsam Texten über ein Etherpad oder Cryptpad. Für gemeinsame Dokumentenbearbeitung, etwa via Nextcloud / Collabora oder GoogleDocs, müssen die Bearbeitungsrechte korrekt eingestellt sein.

 

Dieser Beitrag stammt aus unserer Broschüre "digitale Räume für analoge Veranstaltungen", als PDF herunterzuladen oder zu Bestellen bei #GleichImNetz. Im Webzeugkoffer finden sich auch noch weitere Aufsätze aus der Handreichung.