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Projekt

Gemeinsam aktiv: Kooperation zwischen (migrantischen) Akteur*innen Sozialer Arbeit stärken

Illustration einer vielfältigen Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, unterschiedlicher Hautfarben, Menschen mit und ohne Behinderung, alt und jung ...
Hier finden Sie informationen zum Projekt "Gemeinsam aktiv: Kooperation zwischen (migrantischen) Akteur*innen Sozialer Arbeit stärken".

Hintergrund und Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage unter Migrant*innenorganisationen

Migrant*innenorganisationen sind so vielfältig wie die Migrant*innen selbst. In den letzten Jahren haben Träger und Leistungserbringer der Sozialen Arbeit erkannt, dass Migrant*innenorganisationen über viel Potential hinsichtlich professioneller Angebote in wichtigen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit verfügen und einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Teilhabechancen von Menschen mit Migrationshintergrund leisten. Deswegen wird es als notwendig erachtet, Migrant*innenorganisationen abseits der integrationsbezogenen Fördertöpfe in langfristige fachbezogene Förderstrukturen in Sozialer Arbeit und in die relevanten Fachgremien der Sozialen Arbeit einzubinden. Vor diesem Hintergrund hat sich der Paritätische Gesamtverband seit Langem gemeinsam mit dem Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen (FdM) dafür eingesetzt, die Teilhabe von Migrant*innenorganisationen in fachbezogenen Förderstrukturen bei der Sozialen Arbeit und eine funktionierende Kooperation von Migrant*innenorganisationen mit Trägern/Leistungserbringern zu verbessern – sowohl durch zahlreiche Projekte zur Professionalisierung von Migrant*innenorganisationen, durch eine Diversitätsorientierung innerhalb des Paritätischen, aber auch durch die Förderung der interkulturellen Orientierung in der Sozialen Arbeit.

Trotz der positiven Entwicklung in den letzten Jahren, ist in der Praxis immer wieder zu beobachten, dass der Zugang von Migrant*innenorganisationen zu fachbezogenen Förderprogrammen eingeschränkt ist, Migrant*innenorganisationen in bestehenden fachbezogenen Förderstrukturen Sozialer Arbeit nur wenig vertreten sind und eine dauerhafte Kooperation mit nicht-migrantischen Trägern sowie Leistungserbringern nur selten zustande kommt. Deswegen hat der Paritätische Gesamtverband das Projekt „Gemeinsam aktiv“ ins Leben gerufen, das als eine nachhaltige Fortsetzung von bisherigen Projekten und Aktivitäten im Paritätischen Gesamtverband zu diesem Thema zu betrachten ist.

Zentrale Erkenntnisse der Umfrage

Angebote und Finanzierung

1. Es gibt ein deutliches Interesse seitens vieler Migrant*innenorganisationen, sich stärker als Träger von Angeboten sozialer Arbeit einzubringen. 88% der befragten MOs wollen ihre Aktivitäten in verschiedenen Bereichen ausbauen. Dafür gilt es, die notwenigen Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. zu verbessern. Vorrangig wollen die MO ihre Aktivitäten in den kommenden Jahren in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, darunter frühkindliche Bildung (49%), der Frauenarbeit (45%) und Integration in den Arbeitsmarkt (35 %) ausweiten.

2. Bisher finanzieren sich die MOs vor allem aus diversen Integrationsprogrammen und nur ein geringer Anteil aus den Regelförderprogrammen. So bekommen nur 18 % Mittel vom Jugendamt und 10% aus den Maßnahmen aus der Arbeitsmarktintegration. Zentrales Anliegen ist es daher, sukzessive den Bereich der zeitlich begrenzten, häufig aus dem Etat der Integrationsmittel finanzierten Projekte zu überwinden und in die regelhaften Förderstrukturen der sozialen Arbeit einzubinden.

3. Die Mehrheit der MOs gaben an, über eigene Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten zu verfügen (63%), weitere 28% nutzen die Räumlichkeiten von anderen Initiativen, Vereinen etc. mit. Lediglich gaben 10% an, keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu haben und sich in privaten Räumen zu treffen.

4. Um eine Einbindung an den Strukturen der Sozialen Arbeit gewährleisten zu können, haben ausfinanzierte Personalstellen ein besonderer Stellenwert. 367 MOs haben auf die Frage nach der Personalstruktur folgende Antworten gegeben: 115 (31%) der MOs gaben an es keine bezahlten Stellen zu beschäftigen, sondern Angebote und Aktivitäten ausschließlich von ehrenamtlichen Personen durchzuführen. Von den die Angaben bezahltes Personal zu haben (n=252) beschäftigten 117 Personal im Vollzeit, 134 in Teilzeit, 127 arbeiteten mit Honorarkräfte, 95 mit geringfügige Beschäftigte und 29 mit Freiwilligediensten. Wobei Mehrfachbenennungen möglich war. Einige MOs haben im Textfeld des Fragebogens erläutert, dass insbesondere Planung von Angeboten, Antragstellung und Netzwerkarbeit sowie allgemeine Verwaltungstätigkeiten ehrenamtlich erledigt werden.

Kooperation

5. Als ein Erfolgsfaktor für die Etablierung neuer Angebote haben die meisten MOs eine gelungene Kooperation mit etablierten Leistungserbringern genannt. Bei der Beantwortung der Frage, mit wem sie kooperieren, werden von den MOs vor allem andere MOs genannt (76%), vor Ämtern und Behörden 46% und Integrationsbeauftragten 41%. Es folgen dann die Wohlfahrtsverbände und weitere Dienste und Einrichtungen der sozialen Arbeit, die dann ihrerseits sicherlich oft auf Wohlfahrtsverbände angeschlossen sind (35%). Tatsächlich finden Kooperationen, bei der finanzielle Mittel fließen, bisher jedoch nur in geringem Umfang statt. Lediglich 4% der befragten MOs haben eine finanzielle Kooperation mit anderen Trägern. Von den Diensten werden die bisherigen Kooperationen (61%) als positiv bewertet. Die wichtigsten Aspekte dabei waren, dass 73 % der Dienste angaben, aus der Kooperation Impulse für die eigene Interkulturelle Öffnung bekommen zu haben. Ein weiteres wichtiges Ergebnis stellte aus Sicht der Dienste der verbesserte Zugang zu bestimmten Zielgruppen dar (69 %).

6. Aus der Sicht der MOs sind institutionelle Diskriminierung, wenig Interesse von etablierten Anbietern und Unbekanntheit ihrer Angebote, die Hauptgründe für die unzureichende Kooperation. Aus Sicht der Dienste bestehen Barrieren aufgrund zu weniger Kenntnisse der Landschaft der MOs bzw. darin, dass keine geeignete MOs für eine Kooperation bekannt ist. Es geben zwar nur 28 % der befragten Einrichtungen an, mit Migrant*innenorganisationen zu kooperieren, eine überwiegende Mehrheit (62 %) gibt aber an, zukünftig eine stärkere Kooperation mit MO anzustreben. Hier gibt es daher Potential für mehr bzw. intensivere Kooperationen

Rahmenbedingungen der Förderung und Beratung

7. Als zentrale Handlungsbedarfe für eine erfolgreichere Beteiligung an Förderprogrammen wird von den MOs vorrangig genannt: eine geringere Eigenmittelanforderung (76 %) die Möglichkeit finanzielle Ressourcen zu bekommen, um Personal zu finanzieren, das für die Konzipierung und Bearbeitung von Förderanträgen (57%) zuständig wird. Ebenso eine bessere Beratung zu Fördermöglichkeiten (53 %) und Unterstützung beim Zugang zu Ansprechpartnern bei den Mittelgebern (44 %). Ebenso wird eine Anschubfinanzierung von Strukturen bei den MOs als notwendig erachtet und eine stärkere Einbindung der MOs an Gremien und Netzwerke. Hauptgründe für die insgesamt noch geringe Beteiligung von MOs an vielen Förderprogrammen sind aus Sicht der Behörden, dass kaum Anträge gestellt werden (42%), hohe bürokratische Hürden (40%) und nicht hinreichende Bekanntheit der Angebote der MOs (24%).  Behördenvertreter*innen berichten von einer steigenden Anzahl von Anträgen. Als wichtigste Maßnahme für eine stärkere Finanzierung bzw. Einbeziehung von MSO sehen sie eine klare politische Vorgabe zur stärkeren Finanzierung bzw. Einbeziehung von MO (42%). Darüber hinaus waren die befragten Personen aus den Behörden der Meinung, dass mehr interkulturelle Öffnung in ihren Behörden (33%) sowie mehr Austauschmöglichkeiten mit MOs (29%) zur stärkeren Einbeziehung von MOs beitragen könnten.