
Liebe Leser*innen
Seitdem es Menschen gibt, gibt es Migration. Aus dem heutigen Afrika wanderten unsere Vorfahren nach Asien und Europa und breiteten sich in der ganzen Welt aus. Nach aktuellem Forschungsstand war es das Klima, welches den Homo Sapiens von 200.000 Jahren dazu bewegte, den heißen und trockenen Kontinent zu verlassen und in den kühleren und fruchtbareren Norden zu ziehen.
Auch heute migrieren wieder Menschen wegen des Klimas, besser gesagt wegen der menschgemachten Klimaveränderung. Die Gründe dafür, seinen aktuellen Wohnort zu verlassen, sind und bleiben jedoch vielfältig. Mal sind sie freiwillig, wenn uns die Liebe oder ein besserer Job in eine andere Region ziehen lässt. Mal sind sie unausweichlich, weil Dürren und Kriege Lebensgrundlagen zerstören oder die eigene Unversehrtheit bedrohen.
Strenggenommen sind wir fast alle Migrant*innen, auch wenn viele von uns damit etwas anderes verbinden und der Begriff mit „Ausländer“ assoziiert wird. Aber bei strikter Auslage der Definition von Binnenmigration ist jede*r schon einmal migriert, die oder der nicht mehr in seinem Elternhaus lebt und bereits in der wenige Kilometer entfernt in die nächste Stadt gezogen ist.
Migration ist also ein ganz normaler Prozess und gehört nicht nur zur modernen Menschheitsgeschichte dazu, sondern hat unsere Zivilisation erst aufblühen lassen. Über hunderte von Jahren verließen Menschen ihre Heimat und brachten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in ganz andere Ecken der Welt und bereicherten diese. Davon profitierten alle.
Und dennoch wird Migration heute oft in einem negativen Kontext gestellt. Durch gezielte Stimmungsmache werden oft einzelne Verbrechen von tatsächlichen oder vermeindlichen Migrant*innen generalisiert und oft auf eine gesamte Ethnie übertragen. Nicht nur Akteure mit einer extrem rechten, menschenfeindlichen Einstellung sehen migrantische Menschen kritisch bis negativ.
Wir, die wir uns Toleranz, Offenheit und Vielfalt auf die Fahne schreiben, leben das Gegenteil. Migrant*innen und ihre Selbstorganisation gehören zur DNA unseres Verbandes. 500 Organisationen aus dem Bereich Migration und Flucht sind Paritätische Mitglieder. Hinzu kommen 300 Migrant*innen-Selbsthilfeorganisation. Das Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen ist seit fast 20 Jahren eine unserer wichtigsten Arbeitsgruppen. Das ist, denke ich, eine gute Basis für unseren Verband bei diesem Thema.
In diesem Magazin soll es um diejenigen gehen, die jeden Tag unter schlechter werdenden Bedingungen für und mit Menschen, deren Wurzeln oder die ihrer Vorfahren nicht in Deutschland sind, arbeiten und Hilfe im Alltag bieten. Und natürlich geht es auch um die vielen Kolleg*innen, die in Paritätischen Organisationen arbeiten und selbst einen sog. „Migrationshintergrund“ haben. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.




















